Donnerstag, 16. Oktober 2014

Guess who's back?

Ich melde mich aus der Sommerpause zurück und richte erstmal viele Grüße in die Heimat. Wie bereits vor einem halben Jahr erwähnt, arbeite ich seit Anfang Oktober bei der Britischen Basketballliga. Generell hat Basketball hier einen wesentlich geringeren Stellenwert als auch beispielsweise noch in Deutschland. Hinter den großen Sportarten Fußball, Rugby und Cricket streitet man sich zusammen mit Badminton und Volleyball um die Anerkennung der Briten. Die Hallen der Liga sind sehr unterschiedlich bemessen. So passen in die WISE Arena in Bristol beispielsweise gerade einmal 750 Zuschauer. Auch in Leeds passen gerade einmal 500 Personen in Carnegie Sports Centre. Dagegen spielen die Glasgow Rocks in der Emirates Arena vor bis zu 6.500 Zuschauern und die London Lions sind in der von Olympia 2012 bekannten Copper Box für 7.000 Zuschauer beheimatet. In Leicester entsteht derzeit eine brandneue Halle für 3.000 Zuschauer, die Leicester Riders spielen dieses Jahr übergangsweise im gerade mal 1.000 Zuschauer fassenden "Sir David Wallace Building" im Nachbarort Loughborough. Interessant ist, dass die Endspiele der zwei Pokalwettbewerbe (BBL Cup und BBL Trophy) sowie das Play-off-Endspiel bisher immer fast ausverkauft waren. Das Finale der Play-offs findet dieses Jahr am 11. Mai 2015 in keiner geringeren Halle als The O2 in London statt. In früheren Berichten habe ich mich bereits zu dieser Halle der Superlative geäußert, in welcher ich bereits zwei NBA-Spiele verfolgen konnte. 

Offizieller Flyer zum Play-off-Finale

Die Saison ging in Großbritannien wie auch in Deutschland am letzten Septemberwochenende los. Durch die schwierige Hallensituation hier - es gibt wenige spieltaugliche Hallen im gesamten Land - gibt es öfters Doppelspieltage. So kommt es, dass manche Teams erst zwei Spiele bestritten haben, andere dagegen bereits vier. Dieser Effekt wird durch eine ungerade Mannschaftsanzahl verstärkt. So spielen dieses Jahr 13 Teams um die Meisterschaft. Es gibt übrigens, dank eines komplizierten Franchisesystems, keine Absteiger und Aufsteiger aus der zweiten Liga, der EBL1. 

Diese 13 Teams spielen auch den BBL Cup untereinander aus. Es ist ein klassischer Pokalwettbewerb nach dem K.O.-Prinzip. Die besten drei Ligamannschaften des vergangenen Jahres sind automatisch für die zweite Runde qualifiziert. Die restlichen zehn Mannschaften spielen um den Einzug in ebenjene Runde. Die zwei letzten Mannschaften spielen am 11. Januar 2015 in der Barclaycard Arena (aktuell noch National Indoor Arena) den BBL Cup-Sieg aus. Im Vorfeld dazu gab es bereits ein Fotoshooting mit ein paar Spielern der Leicester Riders (Titelverteidiger) und der Worcester Wolves (BBL Trophy-Titelverteidiger). Ein paar Impressionen dazu auf den folgenden Bildern. Die Halle bietet Platz für 6.000 Zuschauer.






Die BBL Trophy ist ebenso ein Pokalwettbewerb. Das Besondere an ihm ist, dass in der ersten Runde das Feld der 13 Mannschaften mit den besten drei Teams der vorhergegangenen EBL1-Saison aufgefüllt wird. Das Finale hierzu findet im März in der Emirates Arena in Glasgow statt.

Neben der BBL organisiert das Ligabüro auch noch den Spielbetrieb für die WBBL, also die Profi-Frauen-Basketball-Liga. Diese feierte vergangenes Wochenende ihre Premiere. Das Launch-Wochenende mit allen 10 Teams wurde auf dem Gelände der Loughborough University ausgetragen. Die ersten zwei Spiele fanden am Samstag im "Sir David Wallace Centre" statt, welche - wie bereits weiter oben erwähnt - auch die Spielstätte der Herrenmannschaft Leicester Riders ist. Das erste Spiel gewann das Team Northumbria mit 57:49 gegen die Cardiff Met Archers, welche direkt mit einem ganzen Reisebus an Fans angereist waren. So herrschte auch ganz angenehme Stimmung, zu welcher ich als Maskottchen LeRoy auch etwas beitragen durfte. Das ich als Deutscher ein britisches Landesmaskottchen spielte, wurde mir erst nach der Veranstaltung so richtig bewusst ;-) Im zweiten Spiel schlugen die Lokaldamen der Leicester Riders die Brixton Topcats mit 56:47. Hier sammelten sich durch das bevorstehende Abendspiel des Herrenteams bereits einige Fans und es wurde schon voller in der Halle.

Halle während des Aufbaus


LeRoy

die Tribünen und das Feld stehen

Haupteingang zum Komplex

Zum Abendspiel empfingen die Leicester Riders in der ersten Runde des BBL Cups das Team Surrey United. Die Halle war ganz ausverkauft und die Stimmung erstaunlich gut, wesentlich besser als erwartet. Der Hallensprecher war leider nicht ganz so talentiert und vermieste mit einigen Sprüchen die Atmosphäre etwas. So fragte er bei jedem Freiwurf "Two Shots for Tyler Bernadini. How many shotsss?". Ist persönlich nicht meine Art. Weiter konnte man beobachten, dass die Zuschauer bei den Defenserufen zwar Gas gaben, in der Offense jedoch Ruhe herrschte. Auswärtsfans hatten die lange Fahrt aus Surrey nicht angetreten. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es auch nicht die klassischen Fanblöcke oder gar Trommeln, Spruchbänder oder Choreos. In der Halbzeitpause gab es anstatt des üblichen Entertainmentprogrammes eine Aktion der Lebensrettungshilfe, welche den Gebrauch von Defibrilatoren und Hinweise zur Wiederbelebung verunglückter Personen erklärten und dies am praktischen Beispiel vorführten. Es war mal etwas anderes, und allein der Hinweis darauf hat denke ich mehr gebracht als das Vorführen und das Erklären selbst. Dennoch Daumen hoch dafür.
Vom Spiel selbst war ich positiv überrascht. Ich hatte ein paar Tage vorher das letztjährige Finalspiel der Play-offs gesehen und das Niveau war gruselig. Umso positiver stimmte mich vor allem das Spiel von Leicester. Der Ball lief gut durch die eigenen Reihen, teilweise waren sehr schöne Zuspiele und eine sehr gute Übersicht der Spieler zu beobachten. Heraus stachen hierbei vor allem Forward Pavol Losonsky mit 15 Punkten und 11 Rebounds, Rashad Hassan mit 20/8 und Tyler Bernadini mit 28 Punkten und 5/9 Dreiern. Hätte dieser in der ersten Hälfte nicht einige wilde Würfe genommen, wären seine Quoten besser (10/18 FG) und die Riders schneller in Front gewesen. So konnte Surrey, welche nur mit sieben Spielern anreisten, in der ersten Hälfte vor allem durch Trevor Setty (25 Punkte) mithalten. Schlussendlich reichte es für Leicester zu einem, auch in der Höhe verdienten, 98:90-Erfolg.


Am folgenden Sonntag fand noch der zweite Tag des WBBL-Launches im benachbarten "Netball Centre" statt. Diese Zweifeldhalle ist erst vor einigen Wochen eingeweiht worden und mit einer elektrisch ausfahrbaren Tribüne (ca. 400 Zuschauer) ausgestattet. Leider fanden sich nicht all zu viele Zuschauer ein, so dass ich als LeRoy zu tun hatte, wenigstens für etwas Stimmung zu sorgen. Spielerisches Highlight (in positiver wie negativer Sicht) war der 113:26-Sieg der Nottingham Wildcats gegen die überforderten jungen Spielerinnen der Leeds Beckett University.




Insgesamt ziehe ich ein positives Fazit aus den ersten zwei Wochen British Basketball. Ich bin gespannt auf die kommenden Aufgaben und werde natürlich weiterhin aus den Hallen dieses Landes berichten. Natürlich beantworte ich auch gern Fragen zum Drumherum :-) Machts gut, bis bald!